Mit Modellbauziegeln mauern – der Lokschuppen bekommt Kontur

Nachdem es im ersten Artikel um etwas grundsätzlichere Informationen zum Compact Bausatz, Qualitäten und Maße ging, geht es nun darum wie Stein auf Stein ein neues Gebäude, in diesem Fall der Großlokschuppen, entsteht.

Mauern mit Modellbauziegeln
Mauern mit Modellbauziegeln
  1. Großlokschoppen von Compact für die LGB Gartenbahn
  2. Mit Modellbauziegeln mauern – der Lokschuppen bekommt Kontur

Der Hintergrund dieses Artikels ist vor allem, dass bei den vielen im Internet abrufbaren Bildern und Videos Gebäude und Stützmauern aufgefallen ist, dass diese häufig handwerklich eher schlecht ausgeführt aussehen. Dass muss aber nicht so sein wenn man weiß wie man mit den Modellbausteinen richtig mauert.

Das benötigte Werkzeug

  • 2x Gipsbecher
    Im Gipsbecher, erhältlich in jedem Baumarkt, rühren wir unseren Mörtel an. Im zweiten Gipsbecher halten wir einfach Wasser parat.
  • Geodreieck
    Damit Wände auch wirklich winklig zueinander und zum Fundament werden, bietet sich ein Geodreieck Set in verschiedenen Größen an. Mit dem großen Geodreieck können wir prüfen ob die Wand auch wirklich gerade ist. Alternativ kann man hier einen Messingvierkant o.ä. verwenden. Vorsicht: Holzleisten können trügen, da sie häufig nicht in sich gerade sind.
  • Kelle
    Mit der Kelle bringen wir den Mörtel auf den Ziegel. Es gibt einige Modellbaukellen, aber ein ausgedienter Eislöffel aus Plastik von der örtlichen Eisdiele tut es auch prima. Ich habe im Vorbeigehen im örtlichen Baumarkt zufällig ein Malmesser für den Künstlerbedarf gekauft und nutze seitdem nichts anderes mehr.
  • Wasserwaage
    Gerade wer zum ersten Mal mauert wird schnell merken dass jede neue Ebene wieder das Potential bietet schief zu werden. Die Steine liegen bis zur Austrocknung des Mörtels schwimmend. Mit einer Wasserwaage stellen wir sicher, dass die soeben gezogene Reihe auch gerade ist.
  • Kneifzange / Beißzange
    Unerlässlich, um Tonsteine zu teilen. Ausreichend scharf sollte sie sein, um möglichst gerade Brüche sicherzustellen. Da je nach Dicke des Steines ein großer Kraftaufwand nötig ist, sollte die Zange auch entsprechend groß sein / einen großen Hebel ermöglichen.
  • Schwamm
    Der Schwamm ist für die spätere Optik, aber auch für die Qualität der Fugen, eines der wichtigsten Werkzeuge, welches aus unerfindlichen Gründen in vielen Bausätzen mit Modellbausteinen gar keine Erwähnung findet. Ein normaler Haushaltsschwamm in Leitungswasser hilft hinterher die Fassade schön zu machen und die Fugen bündig zu schließen.
 Eine sehr gute Hilfe ist auch ist eine kleine Laser-Wasserwaage. Umstellbar auf Gerade und Kreuzstrich erleichtert sie das Ausrichten vor allem an großen Gebäuden wie dem Lokschuppen (immerhin 70cm Länge) enorm. 

Die Wahl des Mörtels

Den Compact Bausätzen ist wetterfester Mörtel bereits beigelegt. Da es allerdings wenig Informationen zu diesem Produkt gibt, habe ich schnell davon Abstand genommen. Ich möchte gerne wissen womit genau ich arbeite, auch damit ich weiß worauf ich achten muss.

Frostsicherer Fliesenkleber ist wunderbar geeignet um Tonsteine ordentlich miteinander zu verkleben. Ich habe mich für PCI Flexmörtel entschieden. Mit einer Temperaturspanne von -30°C – +80°C ist er die letzte Komponente eines Modellbauhauses, welches den Geist aufgeben wird. Natürlich ist er auch wasserfest. Zudem gibt es ihn im modellbaugerechten 5Kg Beutel in jedem Baumarkt. Er lässt sich problemlos verarbeiten und anmischen.

Mörtel einstreuen und sumpfen lassen

Mörtel einstreuen und sumpfen lassen

Mörtel anmischen
Wie der Mörtel anzumischen ist, kann dem Aufdruck der Verarbeitungshinweise übernommen werden. Grundsätzlich gilt auch hier der Trick aus der Küche: Das Pulver immer in die Flüssigkeit streuen, nicht die Flüssigkeit auf das Pulver. Ist das Pulver soweit eingestreut dass es oben angekommen ist, lassen wir es kurz sumpfen (in Ruhe lassen), rühren danach den Mörtel an und lassen ihn noch einen Moment stehen. Dann noch einmal rühren und er ist fertig zu Verarbeitung. Die Konsistenz sollte sahnig steif sein und natürlich frei von Klumpen.

 Sollte der Mörtel im Gipsbecher angezogen haben, das dauert allerdings eine ganze Weile wenn man nicht speziellen Fliesenkleber nimmt, ist er nicht mehr verwendbar! Das erneute Zuführen von Wasser führt zu einem unbefriedigenden Ergebnis, da er dann schneller aussteift und vor allem in der Wand nicht mehr richtig mit den Modellbauziegeln abbindet, sondern nur noch mit sich selbst. Das Ergebnis wäre eine instabile Wand. 

Nach einer Pause kann es passieren dass sich der Mörtel vom Wasser getrennt hat. Deshalb einfach noch Mal kurz durchrühren bevor man weitermacht.

So gelingt eine Modellbau Mauer mit echten Steinen

Eine sauber gemauerte Ziegelsteinwand mit Modellbauziegeln ist in der Optik noch immer allen anderen Verfahren wie das Ausgießen aus einer Form oder dem 3D Druck um Längen überlegen, da man ihr ihre Echtheit schlicht ansieht. Damit sie später auch wirklich hübsch anzusehen ist, sollte man zu den Maurern schielen und sich abgucken wie genau eine Wand zu mauern ist.

  1. Gerade mauern
    Das klingt trivial, ist aber der größte Stolperstein. Damit die Mauer auch nach 15 Reihen noch gerade ist, muss schon am Fundament darauf geachtet werden stets im Lot zu bauen. Hier muss man beim Setzen jedes Steines darauf achten dass diese in alle Richtungen lotrecht sind. Häufig passiert der Fehler dass man nur in Längsrichtung das Lot im Blick hat, aber wenn der erste Stein bereits in die Tiefe schief ist, zieht sich hinterher die gesamte Mauer nach innen oder außen. Erschwerend beim Compact Bausatz kommt hinzu, dass ein Großteil der Steine auch in sich schief ist, also keine exakte geometrische Form hat. Das ist mir leider auch zum Verhängnis geworden. Im Modellbau sind die Maße allerdings häufig zu klein als dass man mit einer Wasserwaage wirklich prüfen könnte ob der einzelne Stein „in die Tiefe“ gerade sitzt. Mit dem Geodreieck und einem Stein auf Kreuz, also an der Gegenüberliegenden Seite des Hauses, kann man sich aber gut behelfen die richtige Lage des Steins zu prüfen.
  2. Auf Versatz mauern
    Der Versatz ist es, der das spätere Mauerwerk stabil macht. Außerdem sieht ein ordentlicher Versatz auch am Besten aus. Noch wichtiger als in der geraden Mauer ist der Versatz an den Enden. Dort, wo die eine Mauer auf die andere trifft, müssen sie immer verzahnt ineinander gebaut werden. Platt aneinander anliegende Mauern, die nur vom Mörtel gehalten werden, werden früher oder später nachgeben. Außerdem sieht das auch gar nicht gut aus. Verzahnte, also auf Versatz gemauerte Ecken erhöhen hingegen die Stabilität enorm.
  3. Die richtige Menge Mörtel
    Es ist ein reiner Erfahrungswert bis man die richtige Menge Mörtel gefunden hat. Es sollte so viel sein, dass er sich so gerade aus der Mauer herausdrückt wenn man den Stein ansetzt und andrückt.
  4. Steine ansetzen
    Beim Ansetzen der Steine ist darauf zu achten dass beide Seiten den Mörtel annehmen und keine Löcher entstehen. Ob man die Mauer mit Mörtel bestreicht und dann den Stein aufsetzt, oder den Stein selbst mit Mörtel versieht ist vom eigenen Arbeitsablauf abhängig. Beim Aufsetzen sollte man allerdings den Stein immer leicht hin und her bewegen während man ihn andrückt. So stellt man eine flächige Verklebung auf beiden Seiten sicher. An Endstücken sollte man in jedem Fall auch an das Ansatzstück etwas Mörtel auftragen, damit dort eine flächige Verbindung sichergestellt ist.
  5. Direkt korrigieren
    Setzt man einen neuen Stein auf, zieht die Feuchtigkeit des Mörtels in die Steine und der Mörtel zieht an. Jetzt darf man den Stein nicht mehr neu justieren, da dies die Verbindung bricht, welche auch nicht mehr richtig verklebt. Instabilität wäre die Folge. Deshalb ist jeder neu gesetzte Stein sofort in die finale Position zu bringen. Merkt man dass ein Stein doch nicht richtig sitzt muss er wieder abgenommen werden, gereinigt und mit neuem Mörtel neu gesetzt werden. Das Cuttermesser hilft angetrockneten Mörtel wieder vom Stein und der Wand zu bekommen.

Mauer Finish mit dem Maurerschwamm

Das Finish ist (nicht nur für) den Modellbauer eigentlich das Wichtigste. Damit stellen wir bündige, gleichmäßige und geschlossene Fugen sicher. Keine Ahnung warum sich diverse Bedienungsanleitungen darüber ausschweigen. Weder ist das besonders kompliziert noch zeitaufwändig. Im Einzelnen:

  1. Überstände entfernen
    Die Aus der Mauer herausgedrückten Mörtelreste können, wenn der Mörtel bereits leicht angetrocknet ist, einfach abgetragen werden, in dem man mit dem nassen Schwamm von oben nach unten über die Mauer geht. Hier muss man nicht zu exakt sein denn wir benötigen noch Mörtel auf der Wand, den wir später in die Fugen putzen.
  2. Mörtel einputzen
    Ohne dass wir den Schwamm säubern beginnen wir nun mit kreisenden Bewegungen den Mörtel auf der Mauer in die Fugen einzuputzen. Hierbei nicht zu fest aufdrücken, schon weil die Wand natürlich gerade erst frisch gemauert und nicht durchgetrocknet ist. Außerdem vermeiden wir so dass der Mörtel ausgewaschen sondern eingerieben wird.
  3. Wand abwaschen
    Nun waschen wir den Schwamm aus und säubern die Wand mit dem Schwamm. Es bleibt ein leichter Grauschleier auf der Wand zurück. Auch das Wasser dürfte mittlerweile grau sein. Mit frischem Wasser und gut ausgewaschenem und satt nassem Schwamm gehen wir noch einmal über die Mauer und lassen sie in Ruhe ab- und austrocknen sowie aushärten. Den Rest erledigt der Regen sollte noch etwas zurückbleiben.

Einfaches Mauern des Torbogens

Torbogen mit Libre CAD

Torbogen mit Libre CAD

Der Torbogen bereitete einiges Kopfzerbrechen. Baue ich eine Schale oder wenigstens eine Unterkonstruktion? Ich habe mich für die denkbar einfachste Variante entschieden. Den Bauplan habe ich in Libre CAD ausgedruckt und in 1zu1 auf Papier ausgedruckt. Auf diesem konnte ich dann die einzelnen Steine genau positionieren und den Torbogen Stein für Stein von links nach rechts mauern.

Anders als im Originalplan entstand der Torbogen aus bloxxs Sandsteinen. Diese sind nicht ganz so breit wie die Compact Steine, dafür aber etwas dicker. Die Fehlmaße betragen jeweils 1mm. Das ist für den Torbogen allerdings egal, da die Steine auf dem Torbogen ohnehin alle angepasst werden müssen.

Nachdem der Torbogen einen Tag lang ausgehärtet ist, konnte ich ihn rückstandsfrei vom Papier entfernen. Natürlich habe ich auch den Torbogen wie oben beschrieben mit dem Schwamm bearbeitet, der poröse Sandstein benötigt allerdings mehr Bewegung und einen tendenziell nasseren Schwamm als der blanke Ton. Die Rückseite des Bogens, also jene die später im Gebäude ist, habe ich zudem noch mit Flexmörtel einmal glatt abgestrichen.

Für bessere Stabilität: Die Armierung

Armierung ist auch immer eine optische Frage. Möchte man auch innen nicht auf die natürliche Optik der Ziegelmauer verzichten kann man natürlich keine Armierung anbringen. Da der Compact Lokschuppen allerdings nicht ganzjährig draußen verbleiben soll, Informationen über das „Warum?“ sind im vorherigen Artikel nachzulesen, muss er auch für den Transport stabil genug sein. Ich habe mich dafür entschieden die Innenseite zusätzlich armiert zu verputzen.

Hierbei bediente ich mich einfach einiger Reststücke des Armierungsgewebes aus dem Bereich der Fassadendämmung. Mit diesem Kunstgewebe habe ich den Lokschuppen von innen ausgekleidet und mit ebenfalls von der Baustelle der Fassadendämmung übrig gebliebenen Material, dem Armierungsmörtel, eingebettet. Wer das nicht zur Verfügung hat kann die Innenseite auch mit Flexmörtel verputzen. Ich muss gestehen nicht ausgesprochen sauber verputzt zu haben, vor allem an den Stößen zu Fenstern und Türen. Der Lokschuppen wird draußen auf dem Boden stehen, man kann also ohnehin kaum hinein schauen. Deshalb bin ich pragmatisch vorgegangen und stellte die Funktion der Armierung in den Vordergrund.

  • Zunächst wird das Armierungsgewebe zurecht geschnitten. Hierfür wird es innen im Lokschuppen angelegt und mit einem Cuttermesser auf Maß geschnitten. Auch die Aussparungen für die Fenster, Türen sowie das Tor wird direkt ausgeschnitten.
  • Mit dem Mörtel habe ich dann die Armierung mit einem schmalen Japanspachtel eingeputzt. Normalerweise wird die Armierung in den Putz gelegt, der zuvor mit einem Zahnspachel auf der Wand aufgetragen wurde. Das schien mir im Modellmaßstab aber nicht zweckmäßig. Anders herum geht es auch. Mit der Hoffnung nicht zu viel zu kleckern habe ich recht grob die Armierung flächig verklebt.
  • Nachdem der Mörtel angetrocknet ist habe ich mit einem feuchten (nicht nassen) Schwamm die Oberfläche behandelt. Mit sanftem Druck konnte ich überstehende Nasen gut entfernen und zudem eine halbwegs maßstäbliche, mehr oder weniger bündige Rauputzoberfläche schaffen. Für die Abschlüsse an Fentstern und Türen kommt später (also nie) noch das Malmesser zum Einsatz.

Im nächsten Artikel widmen wir uns dem Dachstuhl. Die auf dem einen oder anderen Bild schon sichtbaren Bodenfliesen werden später noch thematisiert.

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2 Kommentare

  • Daniel Viehl schrieb
    | » Antworten

    Hi, Toller Berricht zu Ihrem Lokschuppen, habe den selben auch mal vor 15-16 Jahre als Jugendlicher gemauert.
    Nach nun 15 Jahren bei Wind und Wetter hat auch der Zahn der Zeit an ihm genagt. Zurzeit überhole ich meine Gartenbahn, dabei ist mir aufgefallen das der Torbogen gerissen ist – diesen habe ich nun wieder repariert.

    Nun überlege ich den Lokschuppen nochmals neu zu bauen mit Bloxxs-Steinen, jedoch habe ich die Bauanleitung nicht mehr.
    Auch über www. war leider nichts zu finden.

    Meine Frage wäre ob dieser bei Ihnen via PDF oder ähnliches zu bekommen wäre.

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Odenwald

    • Schotterkind schrieb
      | » Antworten

      Hallo Herr Viehl,

      ich habe den Bauplan leider nicht mehr. Der war aus der Erinnerung heraus auch nicht so wirklich brauchbar und so wurde letztendlich frei gemauert.

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