Dampfspeisepumpe an 99 4701

Nachdem die Dampspeisepumpe nun schon seit Oktober zwar an die Maschine angebaut, aber bislang noch nicht angeschlossen wurde, soll dies nun auch endlich geschehen. Die ersten Runden hat die neu aufgearbeitete 99 4701 schon im Garten absolviert, noch ganz ohne Elektrik / Servos, dafür aber mit ordentlich Grauwacke am Haken. Die erste Belastungsprobe hat die Maschine also hinter sich und zeigte sich mit butterweichem Fahrwerk und teflongestopften Zylindern so agil und fahrhungrig wie noch nie zuvor.

Dampfspeisepumpe an Regner 99 4701
Dampfspeisepumpe an Regner 99 4701

All die Erfahrungen, die heute im Zeitalter des Internets leicht auffindbar sind, wurden von mir wissbegierig aufgesaugt wie das Wasser vom Schwamm. Zeit also, sich dem nächsten Schritt zu widmen: Der Dampfspeisepumpe in (frei interpretiert) 1:22,5 von Regner.

Ohnehin war die Dampfspeisepumpe, auf die ich zufällig über ein Youtube Video gestoßen bin, überhaupt erst der Antrieb sich selbst dem Thema Echtdampf zu widmen. Der große Moment rückte nun näher.

Ziel der Aufarbeitung war es von Beginn an, so viel wie möglich vom alten Charme der Maschine zu erhalten und nur so wenig wie möglich von der Umsetzung meines Vaters abzuweichen. Deshalb gebietet es sich von selbst vor allem das Gehäuse so zu belassen wie es ist. Hier tauchte allerdings schnell die Problematik auf, dass die Verkleidungen der Wasserkästen eigentlich zu lang sind, da mein Vater sie bis über die Steuerung hinaus konstruierte. Das erlaubt zwar noch problemlos die Installation der Dampfspeisepumpe selbst, allerdings verschwindet die Zuleitung zum Kessel hinter dem Wasserkasten. Zunächst überlegte ich noch eine Kürzung der Wasserkästen, aber auf der Suche nach einer Lösung die dem Erhalt der Optik dient griff ich hier zum nächstliegendsten: Das kombinierte Rückschlag- Entlüftungs- und Absperrventil von Regner muss wandern. Vorbild ist hier eine Produktabbildung im Katalog 2017 auf Seite 17: Das Ventil wandert unter die Umlaufbleche, sodass die Bedienung jederzeit möglich bleibt.

Ventil für die Dampspeisepumpe montieren

Montage Regner Speiseventil

Montage Regner Speiseventil

Damit das Ventil nicht einfach in der Luft hängt habe ich aus einem 15×15 Messing Winkelprofil eine Halterung gebaut, in die ich das Ventil einspannen kann. Dafür habe ich auf der einen Seite des Winkels zunächst ein Loch gebohrt und dieses dann zur offenen Seite hin ausgesägt. Fixiert wird das Ganze mit einer Kontermutter, die das von der anderen Seite aufgeschraubte Rohr zum Kessel hin gegen die Überwurfmutter drückt. Das hält ausreichend fest.
Die andere Seite des Winkelprofils erhielt ein normales M2 Gewinde und mit einer etwas längeren M2 Schraube als im Original habe ich das Profil an die Verschraubung für die Halterung der Schwinge mit angeschraubt. Das 2mm Rohr erlaubt es auch für eine Person mit Informatikerhänden eine ordentlich enge – aber dennoch nicht geknickte, schöne Rohrbiegung zu erstellen. Diese Zuleitung von der Dampfspeisepumpe zum Absperrventil habe ich dann einfach durch die Öffnung für die Steuerung im Umlaufblech gelegt. Das ist die einfachste und schnellste Lösung. Schöner wäre es natürlich sie außen unter dem Umlaufblech rot lackiert entlang zu führen. Sei es drum: Das sieht so gut genug aus, außerdem habe ich hier einen wichtigen Leitsatz aus dem Produktdesign verfolgt: Form follows function. Es war mir lieber mit der Speisewasserzuleitung so nah am Kessel zu bleiben wie nötig und die Leitung so kurz zu lassen wie möglich.

Regner Speiseventil, montiert unter dem Umlaufblech

Regner Speiseventil, montiert unter dem Umlaufblech

Der Öler für die Dampspeisepumpe

Der Öler bereitete besondere Anstrengung. Gekauft habe ich den Standard-Öler, wie ihn Regner für die Pumpe anbietet. Unterbringen wollte ich ihn auf dem Umlaufblech auf der Lokführerseite, allerdings im Wasserkasten. Das ist erneut ein Kompromiss an die langen Wasserkastenbleche die mein Vater gebaut hat. Ein zusätzliches Loch von oben zum Nachfüllen des Ölers sowie ein Ablassventil für das Kondensat schien mir auch ein geeigneter Eyecatcher für die ansonsten weniger spektakulär anmutende Lokführerseite. Bei der Umsetzung tauchten allerdings direkt 2 gravierende Probleme auf:

  1. Von vorne gesehen mit Blick auf die Einstellspindel des Ölers, die auch aus dem Wasserkasten gucken muss, ist das Ablassventil dann auf der rechten Seite. Das Zeug tropft also auf das Umlaufblech. Ich hätte es gerne neben das Gleis entsorgt statt auf die Lok.
  2. Der T-Verbinder ist auch komplett eingeschraubt noch immer zu tief, sodass ich den Öler überhaupt nicht vernünftig unter das Blech bekomme wenn alles montiert ist.

Problem 1 ließe sich natürlich lösen, in dem man dem Öler ordentlich Feuer macht und den Einlötnippel auf die andere Seite einlötet. Und genau das habe ich auch im Prinzip gemacht! Der originale Nippel wurde mit einer Schraube geschlossen. Auf die andere Seite habe ich einen 5mm Bolzen eingelötet. Mit Loch und Gewinde nimmt er die Ablassschraube auf, die später außerhalb des Wasserkastens liegt und einfach zu bedienen ist.

Öler für die Dampfspeisepumpe unter dem Wasserkastenblech

Öler für die Dampfspeisepumpe unter dem Wasserkastenblech

Zweites Problem ist allerdings gravierender, da die Öffnung für die Dampfleitung und die Absperrspindel natürlich gegenüberliegend montiert werden müssen. Da es die Bedingungen aber nicht hergaben, musste ich den T-Verbinder hochkant anschließen bzw. kommt nun von vorne der Dampf, der dann nach unten mit Öl angereichert zur Dampfspeisepumpe zischt. Damit ist das Einstellrad für die Spindel nur leider etwas unschön nach vorne gewandert. Arbeiten mit Kompromissen ist beschissen, aber was will man machen? Das Gehäuse ist somit jedenfalls nicht mehr mal eben zu demontieren.

Öler für Dampfspeisepumpe im Wasserkasten

Öler für Dampfspeisepumpe im Wasserkasten

Von den ermüdeten Versuchen den Öler überhaupt erstmal in Position zu bringen, dass ich die Ablassschraube und die Spindel eindrehen kann, möchte ich zum Selbstschutz keine Worte verlieren. Das wird wohl nicht auf ewig so bleiben. Erstmal bleibt es aber so!

Wasserkasten der Dampfspeisepumpe

Mit gut 15cm ist der Gastank auf der Heizerseite groß dimensioniert. Die Strecke auf der die Lok fährt ist schließlich auch groß. Also muss auch der Wassertank möglichst groß sein, was ja überhaupt erst das Problem mit der Position des Ölers hervorrief. Schnell musste man feststellen, dass der Wasserkasten überhaupt gar nicht groß genug gebaut werden kann. Schon der Regner Katalog gibt Auskunft darüber, dass der Standard Wassertank den sie anbieten, bereits nach einer Minute von der Dampfspeisepumpe leer gepumpt werden kann.

Im Eigenbau, weichgelötet, entstand im Schnellverfahren der Wassertank mit nahezu maximal möglicher Wasserbevorratung, und auch der ist natürlich zu klein. Außerdem ist er sicherlich nicht eine Schönheit, da mehrere Messing-Vierkantrohre einfach aneinandergelötet wurden. Letztendlich wird der Tank aber komplett hinter dem Wasserkasten verschwinden und bis auf den Wasserstand nichts mehr von sich preisgeben.

Wasserkasten Dampfspeisepumpe

Wasserkasten Dampfspeisepumpe

Der Wasserstand verfügt über mehrere Einlötnippel. Direkt unten angebracht werden kann über einen Einlötnippel die spätere Verbindung zum Wasservorrat im Tender. Da sich das Wasser selbst nivelliert und auch im Tender unterhalb der Wasserbevorratung die Verbindung zum Kasten auf der Lok angebracht werden wird (dazu später mehr) besteht durch die direkte Verbindung die Möglichkeit mit der Wasserstandsanzeige am Wasserkasten natürlich den Gesamtwasserstand abzulesen. Bis dahin wird die Verbindung zum Tender aber natürlich verödet.

Außerdem gibt es noch zwei Einlötnippel auf der Innenseite des Wasserkastens an der niedrigsten Stelle. Der hintere ist dafür gedacht einen Wasserstand vom Wasserkasten weg zu einem besser einsehbaren Ort zu führen. Ob und wie das ausgeführt wird wird sich noch zeigen. Im Moment reicht es auch so mit dem Wasserstand.

Der zweite Einlötnippel auf der Innenseite verbindet natürlich dann den Wasserkasten mit dem Zuleitungsanschluss der Dampfspeisepumpe.

Der Wasserstand ist ein übrig gebliebener aus dem Regner Kesselbausatz. Da ich direkt ein zusätzlich gekauftes 5mm Wasserstandsglas am Kessel angebracht habe konnte ich so auch das 4mm Wasserstandsglas unterbringen. Da im Wasserkasten nicht mit Druck und Dampf gearbeitet wird zeigt es immer den korrekten Wasserstand an.

Versuch der Inbetriebnahme der Dampfspeisepumpe

Ich habe im Vorfeld viel zu der Pumpe gelesen und war auf nahezu alles vorbereitet. Worauf ich mich allerdings nicht vorbereitet habe, was ich vielleicht jedoch öfter tun sollte, ist meine eigene Unachtsamkeit. Ich habe den Öler satt über die Spindelhöhe hinaus befüllt und entsprechend geöffnet, was dazu führte dass das Öl fleißig in die 2mm Ableitung hin zur Speisepumpe kroch ohne dass ich das bemerkte. Das vergleichsweise zähe Öl führte dann dazu dass unter Druckeinwirkung des Wasserdampfs die Leitung praktisch direkt dicht war, das Wasser kondensierte und die 3mm Leitung nun auch mit Wasser gefüllt war.

Es tat sich nichts und die Leitung ließ sich auch mit 5bar nicht mehr freiblasen. Abhilfe schaffte erst ein mehrmaliges Spülibad in kochendem Wasser. Die Leitung und der T-Verbinder waren wieder frei. Da ich diesmal sicher war habe ich dann direkt das provisorische 3mm Rohr verworfen und die „endgültige“ Form oberhalb des Wasserkastens entlang am Kessel gebogen und alles wieder angeschlossen. Dazwischen lag eine Nacht und ein Morgen des Nachdenkens um überhaupt erstmal das Problem ausfindig machen zu können.

Die tatsächliche, erste Inbetriebnahme

Dampfspeisepumpe fertig montiert

Dampfspeisepumpe fertig montiert

Die Dampfspeisepumpe mit den nun freien Leitungen in Betrieb zu nehmen ist hinsichtlich des Aufwands wenig spektakulär. Druck auf den Kessel, Regler auf und die Pumpe lief sofort bei 3bar an und hatte auch bei 1bar noch bereitwillig Arbeit verrichtet. Das war dann allerdings doch schon spektakulär die eigene Speisepumpe auf der eigenen Maschine laufen zu sehen, nachdem man erstmals vor zwei Jahren davon gehört hat und zumindest am Rande immer wieder das Thema auf dem Tisch hatte. „Horrornachrichten“ dass die Pumpe etliche Stunden einlaufen müsse und ohnehin erstmal nur bei mindestens 4bar zäh anläuft konnte ich gar nicht feststellen. Allerdings muss hier auch erwähnt werden dass die Pumpe außer Luft noch nichts pumpt, da der Wasserkasten noch auf sich warten ließ. Rein für den Effekt reicht mir das allerdings auch fast schon.

Die Dampfspeisepumpe im Dauerbetrieb

Hier kommen wir zu einem bislang noch nicht behandelten Punkt: Der Abdampf. Da die Dampfspeisepumpe ja praktisch eine Dampfmaschine auf der Dampfmaschine ist, erzeugt sie auch Abdampf. Das Abdampfrohr habe ich über eine kleine Bohrung direkt in den Schornstein des Kessels geführt. Dort klatscht der Abdampf der Pumpe schräg nach oben gegen die Innenseite des Schornsteins, und das war so genau richtig gewählt. Die Pumpe erzeugt eine ganz schöne Menge Abdampf und sifft im Betrieb auch ganz schön. Das leider auch nicht nur (durch die Abführung) durch den Schornstein, sondern konstruktiv bedingt auch durch eine kleine Öffnung auf der Pumpe selbst. Je länger man die Pumpe betreibt, umso mehr entfernt sich die Lok vom herausgeputzten Vitrinenmodell zum im harten Einsatz stehenden Arbeitstier – aber genau so soll es hier auch der Fall sein! „Ölfrei“ war nie eine relevante Größe.

Problematisch im alltäglichen Einsatz ist noch die Regulierung der Pumpleistung, einfach weil auch gegen den 5mm Wasserstand Münchhausen gerade zu Empiriker war. Oder anders: Wir können noch immer nicht vernünftig den Wasserstand ablesen. Hier muss noch daran gearbeitet werden, damit auch die Pumpe von der reinen Effekthascherei wirklich produktiv arbeiten kann. Erschwerend kommt außerdem derzeit noch hinzu, dass der Wasserkasten einfach schnell leer gepumpt ist. Hier wird wohl erst der Tender etwas mehr Luft bzw. Wasser schaffen.

Videos im Betrieb werden sicher noch in dem einen oder anderen Fahrtagsbericht erscheinen.

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2 Kommentare

  • Hallo, ich lese dass Dein Wasserstand nicht verlässlich esbar ist. Kennst Du eigentlich den Trick mit dem Draht? Wenn Du ein Stück dünnes Draht im Glasrohr steckst (so lange wie der Abstand der Anschlüsse) dann hilft esden Luftblasen nach oben zu stegen und der tatsächliche Wasserstand im Kessel ist besser lesbar. Kannst hier sehen: https://flic.kr/p/7fxZ3u

    • Schotterkind schrieb
      | » Antworten

      Hallo Calin,

      ja, den Drahttrick kenne ich und habe einige Versuche angestellt, allerdings mit mäßigem Erfolg. Ich glaube der recht massive 5mm Wasserstand mit dem recht massiven M6 Nachfüllventil oben drauf lässt das Wasser dort einfach zu schnell kondensieren. Eigentlich müsste das Rückschlagventil direkt auf dem Wasserstand sitzen. Das Problem ist dementsprechend auch eher, dass Wasser oben kondensiert und als Tropfen nach unten wandert – mit Draht – und das Ablesen zum Glücksspiel macht. Mittlerweile haben wir das ganz passabel im Griff. Sobald die Lok anständig warm ist zeigt sie nach kurzem Öffnen des Reglers oder der Pfeife den richtigen Wasserstand an, wenn wir ein paar Stöße nachgefüllt haben.

      Gruß
      Armin

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