Steuerung der 99 4701 einstellen

Was bei den elektrischen Pendents als Attrappe egal ist, ist bei der Echtdampflok essenziell: Eine korrekt eingestellte Steuerung. Im letzten Artikel zum Zusammenbau des Fahrwerks der Echtdampflok 99 4701 von Regner bin ich etwas vorschnell über die Einstellung der Steuerung hinweg gegangen. Natürlich sollte man durchaus das eine oder andere Auge mehr auf die Einstellung der Steuerung werfen. Deshalb wird in diesem Artikel nachgeholt, wie ich die Steuerung eingestellt habe.

Fahrwerk 99 4701 in Betrieb
Fahrwerk 99 4701 in Betrieb

Dazu ein paar Worte, warum sich die Dampflok überhaupt vorwärts bewegt, und ein paar Tipps und Kniffe bzw. auf welche Punkte man besonders achten muss, damit man hinterher eine leicht von selbst anlaufende und selbsterhaltende Maschine erhält.

  1. Versatz der Treibräder
  2. Leichtgängigkeit des Gestänges
  3. Richtige Position der Kurbel
 Voraussetzung für eine gut laufende Maschine ist der spannungsfreie, leichte Lauf, der vor der Einstellung der Steuerung sichergestellt werden sollte. 

Kurbelversatz – Versatz der Treibräder

TreibachseDie Treibräder aller Zweizylinder-Dampfloks sind immer exakt 90° von einander versetzt anzubringen (Bei Dreizylinder-Maschinen wären es im Übrigen 120°). Dies ist ein maßgeblicher Punkt, damit die Lok hinterher auch selbstständig anfahren kann, und nicht wie z.B. bei einer Einzylinder Dampfmaschine das Schwungrad erst manuell in Bewegung gesetzt werden muss, bis sich die Maschine selbst hält. Durch den Kurbelversatz ist immer ein Zylinder arbeitsfähig.

Dem Vorbild entsprechend läuft der Zylinder des Treibrades auf der Lokführerseite, also der rechten Seite der Dampflok in Geradeausfahrt vor. Das bedeutet, dass wenn sich der Treibzapfen des Treibrades auf der rechten Seite auf 3Uhr befindet (Kolben im Totpunkt angekommen), der auf der Heizerseite (linke Seite in Fahrtrichtung geradeaus) auf 12 Uhr stehen muss (halbe Strecke Richtung Totpunkt).

So ist man also beim Zusammenbau der Maschine bereits bei den Treibrädern auf genaue Ausführung der Arbeiten angewiesen, um später ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erhalten.

Tipps zur Montage der Treibräder

Die Standard Regner Räder haben inklusive Spurkranz einen Durchmesser von 40mm. Der Treibzapfen der Dampflok hat 3mm. Stellt man die Dampflok auf einen ebenen Untergrund, kann man sehr einfach die korrekte Position der Räder ermitteln und diese anbringen.

  1. Zunächst montiert man auf der Lokführerseite alle Räder, und fixiert diese mit der Madenschraube fest.
  2. Auf der Heizerseite werden diese erstmal nur lose eingesteckt, sodass sie sich zwar nicht selbstständig machen, aber mit geringem Kraftaufwand in Position gebracht werden können.
  3. Nun wird das Treibrad auf der Lokführerseite soweit gedreht, bis sich der Treibzapfen auf 90° bzw. 6 Uhr befindet. Mit einem Winkel kann man die Position prüfen.
  4. Das Treibrad wird mit Schraub- oder Lötzwingen so fixiert, dass es sich nicht mehr bewegen kann – also mit der Achse komplett starr ist.
  5. Die Maschine wird nun gedreht, und auf der anderen Seite wird der Treibzapfen auf 180° bzw. 9 Uhr gedreht. Die genaue Position kann man sehr einfach kontrollieren. Der Treibzapfen muss vom Untergrund 18,5mm [ (ø Treibrad / 2) – (ø Treibzapfen / 2) ] entfernt sein.

Hat man die Kuppelstange rechts und links montiert, sollte, bevor man weiter mit dem Anbringen des Gestänges macht, unbedingt die Leichtläufigkeit des Systems testen. Es sind manchmal nur wenige Grad die darüber entscheiden ob etwas hakt, oder das gesamte Fahrwerk butterweich rollt. Eventuell muss ein Rad noch mal mit der Madenschraube von der Achse gelockert und nachjustiert werden.

Bremse an 99 4701 nachrüsten

Finde die Fehler…

Leichtgängigkeit des Gestänges

Anbringen der Steuerschwinge

Montieren der Steuerschwinge am Rahmen: Spielfrei leichtgängig

Die Heusinger Steuerung ist eine umfangreiche Steuerungsart, bei der viele unterschiedliche Komponenten ineinander wirken. Bei jedem Arbeitsschritt ist hier auf Leichtläufigkeit und die Geometrie der einzelnen Baugruppen zueinander zu achten.

  • Die Kuppelstange muss so montiert sein, dass sie parallel zum Rahmen läuft. Über den Treibzapfen hat man etwas Spiel um die Kurbel axial auszurichten. Reicht das nicht, so kann man die Köpfe der Kurbelstange kröpfen bis  Parallelität zum Rahmen entsteht.
  • Der Voreilhebel muss ebenfalls parallel mit dem Rahmen laufen. Hier allerdings nicht horizontal wie die Kuppelstange, sondern natürlich vertikal. Der Voreilhebel kann ebenfalls auf der Gewindeseite leicht gekröpft werden um dies zu erreichen, sollte unten nach außen weglaufen.
  • Die Schieberschubstange muss exakt in der gleichen Entfernung zum Rahmen sein, wie die Schieberstange, die in den Schieberkasten geht. Um das zu erreichen ist eine genaue Positionierung der Halterung für die Steuerschwinge notwendig. Notfalls müssen die Bohrungen im Rahmen leicht in die Richtung aufgefeilt werden, in die man die Halterung positionieren muss.
  • Die Umsteuerwelle muss exakt im Rechten Winkel zum Rahmen laufen.
  • Die Umsteuerhebel werden zuerst lose auf die Umsteuerwelle geschoben und an ihre Position gebracht. Die Steuerung wird nach unten (Geradeausfahrt) gesetzt und die Umsteuerhebel in das Hängeeisen gebracht – so, dass die Steuerung ganz unten bleibt und nichts kratzt. Nun kann der erste Hebel auf der Welle mit der Madenschraube fixiert werden. Auf der anderen Seite verhält es sich analog.

Die gesamte Steuerung muss leichtgängig ohne viel Kraftaufwand in jeder Position der Kolben / des Gestänges auf und ab gestellt werden können.

Es versteht sich von selbst, dass sich die anderen Komponenten nicht in die Quere kommen dürfen. So ist z.B. darauf zu achten, dass die Schraube, welche die Treibstange an dem Kreuzkopf fixiert, nicht mit der Kuppelstange in Berührung kommt. Außerdem sollte das Hängeeisen sowie die Schieberschubstange nicht auf dem Kreuzkopf aufliegen.

Schieberweg / Position der Kurbel einstellen

Kurbel Heusinger SteuerungAuf der Treibachse liegt die Kurbel. Sie hat die Aufgabe auf die Steuerschwinge zu wirken und ist maßgeblich für den Weg, den der Steuerschieber im Schieberkasten zurücklegt, verantwortlich. Die Position der Kurbel wird erst bestimmt, wenn das gesamte Gestänge montiert ist. Um die Kurbel richtig einzustellen, bin ich folgendermaßen vorgegangen:

  1. Zunächst habe ich die Kurbeln beide grob auf 45° ausgerichtet, und zwar so, dass der Zapfen für die Schieberschubstange nach oben zeigt.
  2. Beide Kurbeln werden fixiert, dass sie nicht mehr von selbst ihre Position verändern, aber mit Kraftaufwand noch verschoben werden können.
  3. Die Steuerung wird nach unten gestellt.
  4. Auf einem Stück Gleis schiebt man die Maschine. Nun kann man die Arbeit der Schieber genau beobachten.

Ausgehend von der Position des Treibzapfens kann man die Position des Schiebers bestimmen:

  • 0° = Schieber steht am vordersten Punkt und geht zurück
  • 90° = Schieber bedeckt beide Öffnungen und gibt vordere Öffnung frei
  • 270° = Schieber ist am hintersten Punkt angekommen und geht wieder nach vorne
  • 360° = Schieber bedeckt beide Öffnungen und gibt hintere frei

Dies gilt selbstverständlich für beide Kombinationen aus Treibzapfen und Schieber auf beiden Seiten der Dampflok. Wenn das Verhalten des Schiebers nun nicht den Erwartungen entspricht, hat man zwei Möglichkeiten auf die Wege des Schiebers Einfluss zu nehmen:

  • Die Schieberstange kann vom Voreilhebel gelöst werden und schrittweise um halbe Umdrehungen herausgedreht werden. Dann montiert man die Stange wieder am Voreilhebel und prüft die Änderung.
  • Die Kurbel bestimmt den Weg, den der Schieber zurück legt. Durch eine steilere oder flachere Anstellung der Kurbel auf dem Treibzapfen kann man so den optimalen Schieberweg einstellen. Doch Vorsicht: Stellt man die Kurvel zu steil oder flach ist es möglich, dass die Steuerschwinge an den Rahmen kommt und das Fahrwerk blockiert. Die Änderungen an der Kurbel sollten immer nur ganz wenige Grad betragen.

 

Steuerung an 994701 einstellen

Steuerung an 994701 einstellen – Schieberposition beobachten

Läuft die Steuerung sowohl im Geradeaus- wie auch im Rückwärtslauf, kann man den Schieberkastendeckel montieren.

 Beide Schieber sollten jeweils (versetzt) gleichweit (lang) den Dampfkanal öffnen, also beide auf den gleichen Schieberweg gehen. 

Mit gewissenhafter Arbeit ist auch bei einer alten Maschine mit ein wenig Nacharbeit ein leichtgängiges Fahrwerk aufzubauen. „Passen und fügen“ wie Regner so schön sagt. Was man allerdings unbedingt vermeiden sollte, ist in den Löchern des Gestänges für die Aufnahme der Zapfen zu feilen – von Entgratung abgesehen. Am Ende sollte die Maschine auch durch LGB R1 Radien laufen können, in dem man sie mit einem Finger einfach locker unter der Kupplung packt und über die Schiene zieht. Spaß machen wir das mit einem C-Kuppler von Regner allerdings nicht.

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